DAS GLEICHE, ANDERS.
Maßstäblichkeit in der Organisation und Struktur des Städtebaus. // Februar 2017
Professur Jörg Stollmann // Austauschsemester, TU Berlin
Anna Richter, David Gössler, Johanna Schmücker
Aufgabe ist es, ein städtebauliches Konzept für die Fischerinsel im Zentrum Berlins zu entwickeln, dass die vorliegenden modesten Eigentschaften reflektiert und eine Vision entwickelt, die der gegenwärtigen Bewohnerstruktur weiterhin ein Zuhause bietet und nicht zu Verdrängung führt. Insofern gilt es auch ein Betriebssystem zu entwerfen, das weiterhin bezahlbaren Wohnraum gewährleistet.
In die vorhandene großmaßstäbliche Struktur wird eine Kleinteiligkeit in Form von Zeilen- und Punktbauten eingefügt. Diese treffen als eine neue, zweite Großsiedlung auf die Bestehende aus den 1970er Jahren, verschränken sich mit dieser und gliedern den einförmigen Außenraum. Letzterer lässt gegenwärtig noch maßstäblich große Eingriffe zu, bietet kaum Aufenthaltsqualität und erhält nur unzureichende Pflege. Der serielle Charakter und der fließende Raum der Bestandsstruktur werden beibehalten und gestärkt.
Eine Verantwortungsübertragung der Wohnungsbaugesellschaft-Berlin-Mitte auf die BewohnerInnen bei Gestaltung und Unterhalt der Außenraum- und Gemeinschaftsflächen findet statt und fügt somit auch in der Organisation eine Kleinteiligkeit ein. Die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel erfolgt durch Einnahmen aus Erbbaurecht und Miete. Hierbei wird gleichzeitig bezahlbarer Wohn- und Arbeitsraum als essentieller Bestandteil der Stadt gesichert, um Pluralismus und Diversität im Sinne der Stadt der Vielen zu gewährleisten. Entsprechend basieren die Berechnungen auf Nettokalt-Mieten von durchschnittlich zwischen 5,00 - 7,50 EUR / m2. Die Stadt wird als Folge wieder mehr Ausdruck der dort lebenden Menschen, indem sie sie aktiv gestalten und sich aneignen können. Die Zugänglichkeit aller Außenraum- und Gemeinschaftsflächen gilt es dabei zu sichern.
Entsprechend dem Wesen und Geist der Bestands-Plattenbauten wird ein zeitgemäßes Baukasten-System vorgeschlagen, dass als Nachverdichtungsinstrument nicht nur für die Fischerinsel, sondern auch für weitere Großsiedlungen gedacht ist. Skaleneffekte durch Mehrfachanwendung, kurze Bauzeiten und eine Kostenreduktion durch Vorfertigung sollen hierbei helfen, der enormen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum gerecht zu werden. Die Wohnungsbaugesellschaften als potentiell produzierende Dienstleister und Anbieter dieses Baukastens zu denken wird angeregt. Es ist festzuhalten, dass dem vorgeschlagenen Baukasten - entsprechend jedem anderen System - eine gewisse Starre immanent ist. Es gilt auszuloten, wo die Grenze zwischen der Gestaltung durch den Architekten und dem Eröffnen von Möglichkeiten für die Gestaltung durch den Bewohner verläuft. Das vorgeschlagene System ist insofern in seiner architektonischen Ausformulierung nicht als abschließender Vorschlag zu verstehen, sondern als Anregung und Beitrag zur Diskussion.